Archiv für den Monat Juli 2017

Quallenalarm

„Nun komm schon. Ich muss mich abkühlen.“ Energiegeladen sprang Jessy auf und hielt Rena auffordernd eine Hand hin.

„Viel zu heiß“, murmelte Rena und schloss ihre Augen wieder. Sie war froh, dank des Strandkorbs im Schatten zu liegen und zu dösen. Bei dieser Hitze war jede kleinste Bewegung zu anstrengend. Wenn sie gewusst hätte, dass es an der Ostsee so heiß werden konnte, hätte sie auch gleich in die Tropen reisen können. Sie vertrug Sonne nicht, bekam sofort Kopfschmerzen, außerdem litt sie an einer Sonnenallergie. Sogar die teure Sonnencreme aus der Apotheke half nicht. Deshalb saß sie im Strandkorb unter einem Zelt aus Tüchern.

„Eben, deswegen will ich baden“, bestätigte Jessy.

„In der warmen Brühe?“, fragte Rena.

Doch Jessy gab nicht so schnell auf, sondern drängte sie so lange, bis Rena endlich aufstand und ihr folgte. Im flachen Bereich tobten kleine Kinder herum. Rena beeilte sich, in Jessys Nähe zu bleiben. Die war schließlich Rettungsschwimmerin und Rena traute sich nur mit ihr in die See. Sie selbst war froh, wenn sie nicht ertrank. In der Schule hatte sie jahrelang ihre gute Sportnote durch den Schwimmunterricht verdorben. Jessy begann zu schwimmen, während Rena sich an die Kälte gewöhnen musste. Dabei hatte die Ostsee sicher zwanzig Grad, aber die Luft war noch wärmer. Um Jessy nicht völlig zu verlieren, warf sich Rena todesmutig ins Wasser und paddelte wild hinterher. Doch was war das? Vor ihr trieb eine riesige Qualle. Rena hasste Quallen. Welche waren noch mal gefährlich? Egal, widerlich waren alle. Sie drehte ab. Auch daneben schwamm ein Wabbeltier. Vorsichtig tastete Rena nach dem Boden. Auf Zehenspitzen konnte sie gerade eben stehen. Ängstlich erkundete sie die Lage. Rundherum trieben rote Quallen in der Größe von Omas altem Sonnenhut.

„Hilfe, Jessy!“, schrie Rena. Leider hörte Jessy sie nicht, sondern entfernte sich unbeirrt weiter. Rena balancierte langsam auf Fußspitzen zurück. Immer eine sichere Lücke zwischen diesen ekligen Tieren suchend. Sie bewegte sich millimeterweise im Zickzack vorwärts.

„Hier ist eine freie Stelle“, sagte eine Stimme hinter ihr.

Rena wandte sich hastig um. Eine Welle brandete heran, riss sie von ihren Füßen und schwappte über ihren Kopf. Das Salzwasser brannte in den Augen und der Nase. Sie blinzelte. Ein paar Schritte vor sich sah sie menschliche Schemen. Jessy! Hilfesuchend stürzte sich Rena auf ihre Freundin und klammerte sich an deren Hals.

„Lassen Sie los. Sie erwürgen mich“, befahl jemand scharf.

Doch Rena hörte in ihrer Angst nichts mehr. Krampfhaft umschlang sie ihre vermeintliche Freundin mit Armen und Beinen.

„Wenn Sie nicht loslassen, ertrinken wir beide.“

Rena reagierte nicht. Erst als ihre Finger und Hände schmerzhaft aufgebogen wurden, kam sie zur Besinnung. Vor ihr befand sich ein bärtiges Männergesicht. Hilfe! Sie umarmte einen wildfremden Kerl. Wie peinlich!

Geschockt ließ sie los. Prompt ging sie unter und schluckte Wasser. Kräftige Arme zogen sie wieder an die Oberfläche. Prustend holte sie Luft. Der starke Mann trug sie zum Ufer, mitten durch die roten Feuerquallen. Am Strand setzte er sie ab. „Wenn man nicht schwimmen kann, sollte man sich nicht so weit in die See wagen.“

Glutrot im Gesicht beschloss Rena, die Bemerkung lieber zu überhören und sich bei ihrem Retter zu bedanken.

(…)

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Leseprobe aus: „Sonne, Strand und Federwolken“

Zu beziehen bei Amazon, Thalia, Weltbild, Hugendubel, Buch.de, Bücher.de und ebook.de.

Ostseegeschichten, nicht nur für den Sommer

Was tut man in den Sommerferien? Auf dem Balkon, in der Bahn oder im Flieger sitzen und lesen? Oder vielleicht am Strand liegen und schmökern? Ich selbst lese allerdings nicht nur, sondern schreibe dann auch viel. Schließlich entfällt der Alltagsstress und die Ideen fließen leichter. Passend zu der Jahreszeit natürlich Feriengeschichten.

Ein paar diese Sommergeschichten hatte ich im schmalen E-Book „Strandkorburlaub“ vor Jahren veröffentlicht. Einige andere wurden in Zeitschriften gedruckt. Dazu kamen ein paar neue, die sich einfach auf meiner Festplatte langweilten. Also habe ich meine Ostseegeschichten zusammengetragen, überarbeitet und einer Lektorin geschickt. Im letzten Urlaub grübelte ich, bis ich einen Titel fand, der mir gefiel:

„Sonne, Strand und Federwolken“.

Anschließend bat ich wieder Tom Jay, mir ein Cover zu gestalten. Er schickte mir mehrere Fotos zur Auswahl und es fiel mir schwer, mich zu entscheiden, da mir vier davon gut gefielen. Aber eins fand ich besonders passend und nahm es. Inzwischen ist das neue Buch formatiert und hochgeladen.

„Sonne, Strand und Federwolken“ gibt es bei Amazon, Thalia, Weltbild, Hugendubel, Buch.de, Bücher.de und ebook.de.

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© rcfotostock – Fotolia.com
Covergestaltung: TomyJay – bookcover4everyone / http://www.tomjay.de