Kurzgeschichten

Wenn ich mich früher bei meinen Großeltern langweilte, schnappte ich mir die Zeitschriften meiner Großmutter und las die Unterhaltungsseiten mit Witzen, Sprüchen, Kindermund und Kurzgeschichten.
Egal, ob Krimi, Liebesgeschichte, humorvolle Alltagsgeschichte, ich las alles wahllos. Nur der Rest der Zeitschriften mit den Neuigkeiten über die Promis interessierte mich nicht. Heute geht es mir genauso, wenn ich beim Frisör oder Arzt sitze und warte. Den Klatsch überblättere ich. Leider gibt es kaum noch Kurzgeschichten in den gelben Blättern. Also muss ich selbst ein Buch mitbringen und ärgere mich, wenn ich aus der Geschichte gerissen werde.
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gab es sogar eine Zeitschrift mit Geschichten in „Haarschnittlänge“ für Frisöre. Ich verstehe nicht, warum es immer mehr Illustrierte gibt, die eigentlich alle über die gleichen Skandale berichten, aber keine Kurzgeschichten mehr enthalten. Sind die etwa für viele Menschen zu anspruchsvoll? Schauen sich die Leute lieber die Fotos an und lesen notfalls auch noch die Bildunterschriften?
Zum Glück besitze ich inzwischen einen E-Reader und kann das großes Angebot an E-Books nutzen, sodass ich nicht mehr mit einem Fünfhundert-Seiten-Wälzer in der Arztpraxis auftauchen muss, sondern mein kleines Gerät aus der Handtasche ziehe und ein paar Kurzgeschichten lese, solange ich warten muss.

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